Sölln 2012
Es ist Donnerstag, der 17.05.2012,
7.00 Uhr MESZ. Ich bin gerade aufgewacht, wage aber noch nicht die Augen
aufzuschlagen.
Erst mal lauschen, höre ich etwa
einen Nachbarn beim Autoscheiben frei kratzen oder gar so ein metallisch
scharrendes Geräusch, das eine Schneeschippe auf Asphalt erzeugt wenn
man bemüht ist die „weiße Pracht“ vom Gehweg zu schieben? Immer noch mit
geschlossenen Augen versuche ich mir die Wetterlage vorzustellen und
konzentriere mich auf Geräusche die von draußen meinen Gehörgang
erreichen. Vögel zwitschern wie an einem Sommertag. Das hat aber nichts
zu bedeuten, denn diese Viecher hatten mich schon mal verarscht, als sie
bei geschlossener Schneedecke frühmorgens bereits lauthals gezwitschert
und ich mich auf einen warmen Frühlingstag gefreut hatte um dann beim
Öffnen meiner Augen erkennen zu müssen, dass ich mind. 5 Minuten brauche
um mein Auto vom Schnee zu befreien. Behutsam öffne ich also zuerst das
linke, dann das rechte Auge und……
Hurra keine weißen Dächer und auch
kein Regen. Die Sonne scheint, aber das Thermometer zeigt momentan nur 5
Grad Celsius an.
Also raus aus den Federn und warm
angezogen, denn heute geht’s nach Söll auf den Gruberhof. Hoffentlich
ist die Sonne da mittlerweile auch angekommen, denn ein Anruf gestern
bei Conny (der Chefin vom Gruberhof) hat mir die Gewissheit verschafft,
dass an unserem Ausflugsziel
5-10
cm Neuschnee liegen. Und nicht alleine diese Tatsache hat mich am
Mittwochabend dazu bewogen noch schnell ein paar Winterhandschuhe von
Polo zu erwerben. Quwum jucktum (wenn juckts) wie wir Lateiner zu sagen
pflegen. Das Wetter ändern kann ich sowieso nicht, deshalb wird jetzt
die Gepäckrolle auf Hilde verstaut um dann bei einer Tasse Kaffee auf
Anke und Alex zu warten.
Dann war es soweit. Pünktlich um
9.00 Uhr trafen die Beiden ein um Moni und mich sowie meine Nachbarn
Cordu und Reinhard abzuholen. Gemeinsam gings dann nach Seligweiler wo
Chrissly vom Allgäu Chapter und Rolf schon warteten. Nach und nach
trafen dann noch KF, Traudl & Andy sowie unser Secretary Thomas ein.
Christian hatte uns zu einem Boxenstopp incl. Toilettengang, Warmgetränk
sowie kleinem Imbiss zu sich nach Hause in Dorfen bei Bad Tölz
eingeladen. Bis dahin sind es allerdings ca. 190km, also aufgesessen und
los geht’s. Vorher
noch ein kurzes Telefonat
mit
Chris
um mitzuteilen wir werden uns jetzt pünktlich um 10.30 Uhr in Bewegung
setzen. Im Laufe dieses Gesprächs versicherte mir Christian er werde
warme Wiener für uns organisieren. Dann gings bei gefühlten arschkalten
Temperaturen los, und während der Fahrt kam mir immer wieder die
Überlegung was wohl Christian mit den schwulen Österreichern vorhat. Es
stellte sich mir die Frage: Ist Hansi Hinterseer eigentlich ein Wiener?
Nein ich glaube er ist ein Tiroler. Oder doch aus Wien? Liegt Wien in
Tirol? Zumindest eilt Hansi der Ruf voraus Österreichs schönste Blondine
zu sein. Solche und ähnliche Gedanken gestalteten mir die Fahrt relativ
kurzweilig, allerdings musste ich mich nebenher auch noch auf die Route
konzentrieren, schließlich hatte ich den Job des Roadcaptains übernommen
und durfte ein schickes, hellgrünes Westchen tragen. Nach ca. 100 km
folgte ein erster Kurzer Tank-, Pinkel- und Nikotin Stopp ein paar km
hinter Schwabmünchen, das nach den gefühlten Temperaturen zu urteilen
kurz vor Sibirien liegen muss. 15 Minute später ging die Fahrt weiter
nach Dorfen, wo wir, nach einem kleinen Navigierfehler meinerseits nach
300m Meter Fahrt in die falsche Richtung ein Gruppenwendemanöver
starteten, von unserem Christian bereits erwartet wurden und ich auf des
Rätsels Lösung bezüglich der schwulen Österreicher gespannt war. Doch
weit und breit waren keine warme Wiener zu sehen. Stattdessen erwartete
uns die heiße Gitti in ihren noch heißeren Chaps (und geöffnetem
Hosenladen, das gibt zu denken Gitti), was mir ehrlich gesagt lieber war
als irgendwelche Wiener vom anderen Ufer.
Zum Essen gabs Saiten Würstchen,
Brezeln und Obazten. Christian zeigte uns dann das Ersatzmotorrad das er
für sein unfallgeschädigtes Moped vom H.O.F. Munich ausgeliehen bekam
und mit dem er am Freitagabend nach der Arbeit auf den Gruberhof
nachkommen möchte. Eine blaue Ultra Classic. Ca. 40 min später setzten
wir die Reise zum Gruberhof fort, wobei sich Chris als Tour Guide bis
zur Tanke nach dem Achensee zur Verfügung stellte.
Ca. eine Stunde nach dem Tankstopp
erreichten wir dann endlich Söll. Und jetzt gings nur noch auf den auf
1200 m gelegenen Gruberhof. Geduldig schlängelte sich der Wurm aus
Harleys um die unzähligen Kehren hinauf. (In Bikerkreisen
gilt die Auffahrt zum Gruberhof
als rabenschwarze Piste, also noch eine Steigerung zum Hahntennjoch das
„nur“ mit normalschwarz ausgewiesen ist) Unglaublich aber wahr, der
Schnee vom Vortag hatte sich auf einen Quadratmeter in einer Ecke des
Balkons reduziert. Ruckzuck waren die Zimmer bezogen und heiß geduscht.
Gegen 18.00 saßen dann alle gemeinsam an einer Tafel und wir konnten uns
an dem Frischgezapftem und der hervorragenden Küche erfreuen. Nach einem
gemütlichen Abend war dann relativ zeitig Bettruhe angesagt.
Freitag 8.30 Uhr: Frühstück und
Außentemperatur abchecken. Hurra die Temperaturen waren am Morgen schon
höher
als am Donnerstag.
Also ging es um 10.30 Uhr in
Richtung Kitzbühel – St Johann-
Pillersee
(wo die Temperaturen auf Grund der
Seehöhe von 1000m wieder deutlich abfielen)
Kaffeepause
im Terassencafe Mauthäusl -Über den Pass Strub – Schneizlreut –
Reit im Winkl -Nikotin und
Tankstopp in Kössen.
Ca. 180 km später erreichten wir
unser nächstes Ziel, den Stanglwirt wo wir zwischen glücklichen und
gutgelaunten Rindviechern einen Erdbeerbecher und Cappuccino zu uns
nahmen. Die heißen Chaps von Gitti zogen in magischer Weise die Blicke
einiger Stanglwirt Besucher auf sich und so Mancher stellte sich wohl
vor wie die Beine der Lady ohne die Jeans zur Geltung kommen würden. Nun
vielleicht können wir die Gitti ja mal dazu bewegen sich nur mit Chaps
(eventuell mit Netzstrümpfen) bekleidet auf ihr Motorradl zu setzen.
Gestärkt durch Eisbecher und
Cappuccino ging es dann wieder die nicht enden wollenden Kehren hinauf
zum Gruberhof. Ein reichhaltiges Abendessen erwartete uns und gegen
19.00 Uhr erreichte mich ein Anruf von Christian, der eigentlich heute
abend nachkommen wollte, den aber ein grippaler Infekt kurzerhand aus
dem Verkehr gezogen hatte. Meine Vermutung geht aber dahin, dass die
warmen Wiener einen Tag zu spät bei Christian eingetroffen sind und er
jetzt den Abend mit den schwulen Österreichern verbringen musste.
Womöglich war Hansi Hinterseer mit seiner kompletten Band angereist. Den
Freitag beendeten wir mit interessanten Gesprächen, lustigen,
tränenindieaugentreibenden Erzählungen, Moni & Gitti vertrieben sich die
Zeit mit der obligatorischen Bluetooth-Party, und dann hatte doch glatt
jemand eine Gitarre entdeckt. Kurz gestimmt und schon gings los mit dem:
„Riesenneger im Nieselregn“. Gefolgt von den alten Rittersleut, die
spontan eine neue Strophe hinzugefügt bekamen, welche in Zukunft nicht
mehr fehlen darf. Hier für Alle die nicht dabei waren der Text zum
auswendig lernen:
Die Gitti aus dem Beilngrias
mei wos is dös Madl siaß
die foahrt mit äam Motorradl den Gruberhof auffi
wo’s obn woar sogd sie: dös nägsd
moi lauf i.
Ja so waoans………..
:o)
Samstag früh 7.30 Uhr. Christian hat angerufen,
er werde sich jetzt auf den Weg Richtung Gruberhof machen. Gegen 9.30
Uhr, wir waren schon alle fertig mit früstücken, durchbricht tatsächlich
das Potato Potato Potato die liebliche Stille auf dem Gruberhof und
Christian erscheint mit der ausgeliehenen Ultra Classic auf unserem
Parkplatz. Andy und Rolf hatten sich schon vorher auf den Weg gemacht
zum HD Dealer nach Wörgl, wo Andy nach der Elektronik seiner Harley
schauen lassen wollte, da irgend ein Defekt vorzuliegen schien. Während
einer Fahrt in die Wildschönau trafen wir uns wieder mit Andy, Traudl
und Rolf und beschlossen bei blauem Himmel und Sonnenschein auch diesen
Tag für eine Tour zu nutzen.
Am Schwarzsee bei Kitzbühel vorbei gings nach St Johann – Kössen –
zum Walchsee, wo ein Besuch beim Strandcafe fast schon zur Pflicht
gehört. Gestärkt durch Apfelstrudel und Kaffee wurde das obligatorische
Gruppenbild mit See und Bergen geschossen. Roadmarshall Christian führte
uns über Ebbs – Oberndorf – Kufstein
(wo sich unser Director bei einem
Tankstopp ein Weißbier vom Treasurer verdiente, weil er dessen Moped
aufgrund kränkelnder Elektronik anschob) zurück auf den Gruberhof, wo
wir nach 170 km gegen 16.30 Uhr ankamen.
Der Samstagabend galt bei den Meisten unserer Truppe dem „Champions
League Finale Dahoam“, welches extra für uns auf Großleinwand projiziert
wurde. Nun
ja was soll ich sagen? Es waren für mich, als Mitglied des FC Bayern die
bescheidensten Minuten während des gesamten Wochenendes. Das einzig
Positive an der Niederlage des FC Bayern war die Tatsache, daß ich
zunächst von Gitti getröstet wurde um anschließend wiederum sie zu
trösten.
Einige Fußball desinteressierte Banausen (Moni, Cordu und Traudl)
vertrieben sich die Zeit mit anderen Schweinereien.
(für
die Neugierigen unter den Lesern hier Näheres:
http://de.wikipedia.org/wiki/Schweinerei_(Spiel)
Sonntag ging es dann nach einem guten Frühstück pünktlich um 10.00
Uhr über den Ursprungpass – Boxenstopp bei SLYRS, einer Bavarian Single
Malt Destillerie, zur Kreut Alm wo der Flüssigkeits –und Kalorienverlust
wieder ausgeglichen wurde.
Nachdem Gitti schon 20 km vorher
den Weg nach Beilngries eingeschlagen hatte, trennten sich nun sowohl
Christian als auch Chrissly und Rolf von unserer Gruppe.
Ich denke ich spreche im Namen aller Teilnehmer
wenn ich behaupte: Es war ein schönes, entspanntes Wochenende, das
irgendwann mal wieder einer Wiederholung bedarf.
Kaarle
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